Alles begann mit einer Weltreise mit dem Fahrrad...

Erinnerung an eine herausragende Karate-Persönlichkeit: Fritz Nöpel, 10. DAN (Februar 2021)

Unsere Karatekas mit Fritz Nöpel bei einem Lehrgang im Jahr 2018...
Unsere Karatekas mit Fritz Nöpel bei einem Lehrgang im Jahr 2018...

„Achtet auf Eure Stände – das ist das Fundament im Karate, wie die Wurzeln bei einem Baum“ – das war nur einer der Sätze, die wir bei Goju-Ryu-Lehrgängen mit Fritz Nöpel immer wieder hören konnten. 

 

Der Deutsche Karate Verband (DKV), in dem auch wir Mitglied sind, verliert den höchstgraduierten DAN-Träger und einen der Angesehensten und Geschätzten seiner Zunft. Fritz Nöpel starb im November 2020 im Alter von 85 Jahren. Karate-Deutschland trauert um den Wegbereiter unserer Stilrichtung „Goju-Ryu“, die er 1967 in Deutschland etablierte. Bis zum Schluss verbreitete er mit fröhlichem Optimismus, seinem tiefen Glauben an die große Bedeutung des Karate und mit seiner großen Bescheidenheit sein unermessliches Wissen um die Kampfkunst der alten Meister. Sein Leben mit seinen unzähligen Stationen liest sich wie ein Abenteuerbuch. Hier nur ein kurzer Ausschnitt zur Erinnerung an einen Großmeister aber auch an einen „großen“ Menschen:

 

1954 – im Alter von 19 Jahren - unternahm Fritz Nöpel nach seiner Berufsausbildung zum Bergmann eine Fahrradreise durch Asien mit dem Ziel, die Olympischen Sommerspiele 1956 in Melbourne zu besuchen. Die Reise mit einem Freund führte ihn über Osteuropa, den Balkan, Kleinasien, Vorderasien und Indien bis nach China. Von Asien sehr angetan, vergaßen die beiden die Olympischen Spiele. Auf Java kam er das erste Mal mit Karate in Kontakt. Den ersten intensiven Karateunterricht nahm er in Taiwan.1957 kam Fritz erstmals in Japan an. Im Winter 1957/58 absolvierte er in den USA eine Ausbildung zum Tiefseetaucher und arbeitete anschließend in Japan als Berufstaucher. Dort begann er als einer von wenigen Schülern von Kisaki Tomoharu in Osaka Goju-Ryu-Karate zu erlernen. 1961 heiratete er in Osaka und kehrte 1967 mit Ehefrau Eiko und Tochter Jaqueline nach Deutschland zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung 1996 bei der Deutschen Bundesbahn als Gleisbauer/Vermesser beschäftigt war. Er hatte mit seiner Frau Eiko 5 Kinder und lebte seit 1982 in Kamen.

 

Der Karate-Pionier Fritz Nöpel gründete den Goju-Ryu Karate Verband Deutschland (GKD), dessen Präsident er 24 Jahre lang war. Entscheidend hat er auch bei der Gründung des Deutschen Karateverbands (DKV) mitgewirkt, wo er lange Zeit als Bundesprüferreferent fungierte. Auf Europaebene gründete er die Europäische Goju-Ryu Karate-Do Föderation (EGKF) und übernahm auch dort für 15 Jahre die Präsidentschaft. Involviert war Fritz Nöpel zudem in die Gründung der World GOJU-Ryu Karate Federation WGKF.

 

Er wurde einmal gefragt, was ihm das Wichtigste im Karate sei. Er antwortete: „Das Wichtigste im Karate-Do (auf dem Karate-Weg) ist die Charakterschulung. Der Weg ist immer die Menschwerdung". Damit brachte er seine Auffassung von Karate auf den Punkt.

 

Wir werden ihn und seine hochinteressanten Lehrgänge immer in Erinnerung behalten, natürlich auf unsere Stände achten und einfach versuchen, ein wenig Goju-Ryu-Karate in seinem Sinne weiterzuverbreiten. 

 

Bild und Text:  Andreas Eger